29.Oktober 2012
Auf
dem Weg zum Zahntempel in Kandy. Wir haben die Sicherheitsschleuse
passiert, gleich werden wir unsere Schuhe abgeben und uns in den Strom
der weissgekleideten Pilger einreihen. Die heiligen Fahnen und die
Regenschirme sind vorerst die einzigen Farbtupfer im warmen Regen.
Sunil, unser Guide, erklärt uns kompakt Bauwerk, Geschichte und
Gegenwart und wie Buddhas Zahn hierher kam.
Vorerst
noch ein Schwenk weiter nach Südosten, nach Singapur. Im 3. Stock des
Buddha Zahnreliquien-Tempel&Museums, unter einer roten Lotus-Decke
mit vielen Abbildungen des Erleuchteten, befindet sich ein goldener,
pagodenförmiger Schrein. Darin befindet sich ein Zahn Buddhas. Viele
Gläubige kommen zwischen täglichen Trommel- und Glocken-Zeremonien, um
Glück und Gesundheit zu erbitten und ihr Karma zu mehren. Durch Beten
und durch Spenden, die im Hightech-Stadtstaat natürlich auch online
möglich sind.
Die
Geschichte (Legende) dieses Buddha-Zahns beginnt in Sri Lanka, frühe
Hochburg des Buddhismus (was wir in den vergangenen Tagen unserer
Rundreise sehr eindrucksvoll sehen konnten), von wo er als Geschenk und
um die sich ausbreitende Religion zu fördern, ins alte Burma, nach Bagan
gebracht wurde (so ähnlich, aber mit mehr Zwischenstationen und
Durcheinander, erging es auch dem heiligen Smaragd-Buddha, der heute in
Bangkok angebetet und bewundert wird). Wo der Zahn seine Wurzeln hat und
wie er in Indien extrahiert wurde und nach Sri Lanka kam, verschweigen
die alten Geschichten. Die jüngste Geschichte war in der “Süddeutschen”
unter dem fast unreisserischen Titel “Buddhas Beisserchen” zu lesen. Der
Zahn wurde erst 1983 wieder gefunden, dann einem Mönch aus Singapur
übergeben. Dieser errichtete mit Millionen an karmapositiven
Spendengeldern den Tempel in Chinatown. Und muss sich jetzt gegen
Vorwürfe, der 7,5 cm grosse Zahn stamme von einem Wasserbüffel, wehren.
Nun
noch ein Hupfer nach Norden, auf die Hongkong-Insel Lantau. Hier sitzt
seit 1993 neben dem Po Lin-Kloster (EASTLINK-Empfehlung) ein riesiger,
34 Meter hoher, bronzener Buddha. Im 3.Stock der angeschlossenen Hallen
befinden sich zwei Buddha-Reliquien, die als Geschenk ebenso von Sri
Lanka nach Hongkong gebracht wurden. Sie sind nicht größer als ein
Reiskorn (keine Zahnplomben, sondern angeblich Knochensplitter). Auf der
Homepage des Klosters finde ich die erstaunliche Information, dass nach
der Feuerbestattung von Buddhas Körper (480 v.Chr.) über 84 000
Teilchen in der Asche zurückblieben (ich lerne weiter: die bei der
Verbrennung kristallisierten Rückstände heissen in Sanskrit “Sarira”).
Ich habe damit auch die Erklärung, wieso ich auf meinen zahlreichen
Reisen kreuz und quer durch Asien so viele Reliquienschreine sehen
konnte (ob sie nun Pagode, Stupa, That, Dagoba, Paya, Chedi oder Chörten
heissen…).
Hier
im Dalada Maligawa-Tempel in Kandy ruht der rechte Backenzahn Buddhas
stiegensteigenfreundlich bereits im 2.Stock, auch in einer goldenen
Mini-Stupa. Auch hier ist er Ziel höchster Verehrung und Anbetung.
Kandy ist mit dem Zahntempel (seit 1988 sogar UNESCO-Weltkulturerbe >>>) weiterhin unumstrittenes, religiöses Zentrum. Täglich wird die Schreinkammer drei Mal je eine Stunde geöffnet. Im Sommer jeden Jahres finden beeindruckende und prunkvolle Prozessionen (Peraheras) zu Ehren des heiligen Zahns statt. Mit Trommeln und Gesang, Tanz und Feuer, führt ein illuminierter (nein, nur mit vielen Lichtern behangener) Elefant den mit Girlanden geschmückten, goldenen Dentalschrein durch die Strassen Kandys. >>> Jumbo Illuminato ab Minute 06:00
Im
September 2013 waren es bereits 30 Jahre, dass die von japanischen
Mönchen errichtete und gestiftete Friedens-Pagode am Wiener Donauufer
eingeweiht wurde. Weniger bekannt dürfte sein, dass es im 23. Bezirk
eine weitere, kleine Pagode gibt, die nach dem Vorbild der 108 Chörten
auf dem Dochu La-Pass in Bhutan gebaut wurde. Sie wurde von der
Österreichisch-Bhutanischen Freundschaftsgesellschaft gestiftet.
Sarira-Details bzw. Näheres über einen von Sri Lanka über Bhutan nach
Wien gekommenen Stiftzahn sind mir bis jetzt nicht bekannt, aber die
Reliquie im Inneren des Stupas wirkt: Liesing wurde seit Jahren nicht
feindlich angegriffen und ist bisher auch vom Parkpickerl verschont
geblieben.
Buddhas Beisserchen... :-))))
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