31.Oktober 2012
Nur
ein bisschen mehr als eine Stunde Flug von Colombo nach Male.
Eigentlich nach Hulhule, das ist die nur einen Kilometer entfernte
Airportinsel der maledivischen Hauptstadt. Die Piste ist beruhigende
3000 Meter lang. Mehr als ausreichend für den Airbus 330 der Sri Lankan.Mit
der 23.Reihe haben wir wieder einmal den Haupttreffer gemacht. Die
einzige von insgesamt 64 Reihen, die keine Fenster hat. So muss ich mir
mit den verbleibenden 2cm-Schlitzen der Fenster vor und hinter mir und
den Bildern der Bordkamera auf meinem Monitor helfen. Es reicht, um das
faszinierende Türkisgrün der Atolle zu sehen, nur wenig beeinträchtigt
von dunklen Wolkenfetzen. Vorfreude kommt auf, Erwartung, bald im
Paradies und gleich im Land der „1000 Inseln“ zu sein.
Passkontrolle
normal, dann kommt der Zoll. Wir haben sicherheitshalber die aus
Österreich mitgenommenen Zeitschriften vorher ausgelesen und brauchen
uns vor dem Pornographieparagraphen nicht zu fürchten. Auch der
medizinisch wertvolle Jameson-Whiskey wurde geleert. Und Hunde, die der
Islam als unrein ansieht und deren Einfuhr daher ebenso verboten ist,
haben wir heute ganz sicher nicht dabei. Als dann bei der
stichprobenhaften Gepäckskontrolle natürlich einer unserer Koffer
geöffnet wird, haben wir eigentlich ein reines Gewissen. Aber: da ist
noch die Figur des sitzenden Buddhas, die ich im Schnitzereigeschäft in
Kandy mühsamst erhandelt habe. Die Einfuhr von Abbildungen und Figuren
anderer Religionen ist im 100% moslemischen Land auch untersagt. Ich
bin verwirrt, der Zollbeamte freundlich korrekt. Ich bekomme eine
Bestätigung und kann mir meinen Erleuchteten bei Ausreise problemlos
wieder abholen. Im Nachhinein komme ich drauf, dass im Koffer auch ein
Packerl Salamistangerln ist, Allheilmittel für den Zwischenappetit,
Curryalternative und Notverpflegung. Ob mir der Mann vom Zoll geglaubt
hätte, dass das Pferdesalami ist? Natürlich ist auch der Import von
Schweinen und Schweinsprodukten nicht erlaubt.
Mit dem Schnellboot dauert es nur 20 Minuten, dann sind wir auf Lankanfinolhu, unserem Inselparadies im Nordmale-Atoll. Unsere Unterbringung heißt einfacherweise und originell „Paradise Island Resort“.
1200 Inseln haben die Malediven, 200 sind bewohnt. Auf 90 Inseln gibt es Resortanlagen, auf denen urlaubsmäßig bei Halbpension oder Alles Inklusive, Bier, Wein und Cocktails konsumiert werden können. 110 sind „Einheimischen-Inseln“, mit dem dem Glauben entsprechenden Alkoholverbot. Dafür können die einheimischen Männer bis zu fünf Ehefrauen haben (was wiederum auf den Touristeninseln nicht so gern gesehen wird). In der Neckermann-Infomappe steht, dass dies dem Maledivenmann nur möglich ist, wenn er seinen Harem auch ordentlich verpflegen und versorgen kann. Wahrscheinlich bliebe dem lokalen Durchschnittsmann sowieso kein Taschengeld für ein Seidel Importbier übrig. An den feurigen Blicken der nur zur Hälfte einheimischen Kellner (die anderen Service-Mitarbeiter kommen aus Sri Lanka, Indien und Bangladesch ) kann ich allerdings erkennen, dass hier noch Potenzial und Potenz frei sind. Nicht nur in Richtung der meist üppigen, russischen Pseudooligarchenfrauen.
Mit dem Schnellboot dauert es nur 20 Minuten, dann sind wir auf Lankanfinolhu, unserem Inselparadies im Nordmale-Atoll. Unsere Unterbringung heißt einfacherweise und originell „Paradise Island Resort“.
1200 Inseln haben die Malediven, 200 sind bewohnt. Auf 90 Inseln gibt es Resortanlagen, auf denen urlaubsmäßig bei Halbpension oder Alles Inklusive, Bier, Wein und Cocktails konsumiert werden können. 110 sind „Einheimischen-Inseln“, mit dem dem Glauben entsprechenden Alkoholverbot. Dafür können die einheimischen Männer bis zu fünf Ehefrauen haben (was wiederum auf den Touristeninseln nicht so gern gesehen wird). In der Neckermann-Infomappe steht, dass dies dem Maledivenmann nur möglich ist, wenn er seinen Harem auch ordentlich verpflegen und versorgen kann. Wahrscheinlich bliebe dem lokalen Durchschnittsmann sowieso kein Taschengeld für ein Seidel Importbier übrig. An den feurigen Blicken der nur zur Hälfte einheimischen Kellner (die anderen Service-Mitarbeiter kommen aus Sri Lanka, Indien und Bangladesch ) kann ich allerdings erkennen, dass hier noch Potenzial und Potenz frei sind. Nicht nur in Richtung der meist üppigen, russischen Pseudooligarchenfrauen.
In
den Reiseführern steht, dass es im Oktober/November zwanzig Tage mit
zumindest sieben, acht Sonnenstunden gibt. Das gilt heute gerade gar
nicht, es tröpfelt. In Südindien wütet der Zyklon „Nilam“, im TV wird
berichtet, dass dort über 100 000 Bewohner evakuiert werden mussten. CNN
zeigt uns die Auswirkungen von „Sandy“, den sie Hurrikan-Monster und
Frankenstorm nennen. Er verwüstet Haiti und die US-Ostküste, setzt die
New Yorker U-Bahn unter Wasser. Da kann uns die Regenwolke, die uns das
Monsunrestl geschickt hat, nicht wirklich stören. Wir nennen sie
„Frankenstorm junior“.
Trotz
schmutzigweißem Himmel und einem Sonnenuntergang ohne Sonne überwältigt
uns der weiße Sand, das türkisfarbene Wasser der Lagune. Die
Robinsonstimmung währt nur kurz, das Abendessen beginnt mit
Verwunderung. Zum offiziellen Beginn um 19.30 strömen hunderte von
Resortgästen ins Riesenrestaurant. Aber: alles ist bestens organisiert,
jeder hat seinen fixen Tisch und flinken Kellner, es gibt drei lange,
überreichliche Buffetstationen und große Auswahl. Das Anstellen und
Umgehen der spitzen Ellenbogen der drängenden chinesischen Urlauber
(meist aus Singapur) dauert jeweils nur maximal zwei Minuten.
Beeindruckend, hochprofessionell, die Entspannung fördernd.
Zweimal
komme ich abends an der Rezeption vorbei. Wie auch wir vorher sitzt
jeweils ein Grüppchen Neuankömmlinge in der Lobby und erwartet die
Instruktionen und den Zimmerschlüssel. Sie wirken irgendwie nicht im
Paradies angekommen. Die erste Gruppe hat soeben einen heftigen
Wolkenbruch erlebt (-böser Junior!). Die zweite fragt sich, warum gerade
jetzt und hier und unter lautem Geschrei Halloween gefeiert werden muss
(ich frage mich: warum muss unser Kellner wie Frankenstein Senior
verkleidet sein?). Am nächsten Tag werden wir alle relaxte
Malediveninsulaner sein.
Obwohl
ja früher hauptsächlich Portugiesen und Engländer in der Region
kolonial aktiv waren, merke ich französische und österreichische
Einflüsse. Die maledivische Fahne ist grün auf rot. Grün wie der Friede,
die Farbe des Propheten, wie die Kokospalmen und die Hoffnung. Die
Hoffnung auf schönes Wetter und auf liberte - die Freiheit, sich
innerhalb von ein paar Stunden Gesicht und Rücken zu verbrennen. Rot wie
das Blut, das für die Unabhängigkeit vergossen wurde und rot wie
egalite, die Gleichheit beim Sonnenbrand. Egal, ob Urlauber vom
Baikalsee, Gardasee oder Neusiedlersee, die über dem Äquator fast
senkrecht stehende Sonne bräunt rasch und heftig. Zuerst und vor allem
aber rötet sie. Kreiert auf allen Körpern die Farben Austrias: rote
Nase, weiße Bauchfalte, rote Knie. Fördert damit fraternite, das
Gemeinsamkeitsgefühl, das uns mit unseren sonnenanbetenden Brüdern und
Schwestern verbindet.
Von
der vor einigen Monaten geführten Diskussion über die Schließung der
Wellnesseinrichtungen merke ich nichts (mehr). Hier hat sich
offensichtlich das nationale Tourismusministerium gegen die
Religionsdogmatiker behaupten können. Massage ist eben nicht gleich
Massage.
1.November
Allerheiligen-Frühschoppen
auf der Terrasse des italienischen Restaurants gleich beim kleinen
Hafen, mit unserer Insel durch einen 150 Meter langen Holzsteg
verbunden. Das Lokal ist fast voll, Asiaten mittagessen ihre Nudeln a la
Marco Polo eben früh. Wir begnügen uns mit einem großen Bier,
verfüttern etwas der uns servierten Grissini an die unzähligen,
unterschiedlich großen und bunten Fische. Sehen erstmals auch einen rund
80 Zentimeter langen Hai. Als wir am nächsten Tag dort schnorcheln,
begegne ich wieder einem Hai, diesmal sogar etwas größer. Er ignoriert
mich gastfreundlich. Als wir dann aber auch einen Rochen (Stingray) mit
langem Schwanz , aber gottseidank unausgefahrenem Stachel, auf uns zu
schwimmen sehen, ist mein Quantum Mut und Leichtsinn aufgebraucht.
Der
weitere Aufenthalt verläuft unaufgeregt: ausschlafend,
strandspazierend, dauerfotografierenden Asiaten ausweichend,
sonnencremeauftragend, weiter schnorchelnd, buffetgeniessend,
sternderlschauend, lässig kleine Getränkezwischenrechnungen
unterschreibend und zum Schluss überrascht eine riesige Gesamtabrechung
vorfindend. Hoffentlich lässt sich der Klimawechsel Zeit und uns allen
das Paradies der 1000 Inseln noch Jahrzehnte lang genießen.
4.November
Unser
Rückflug geht vorerst wieder zurück nach Colombo (dort treffen wir
wieder unsere Gruppe und fliegen mit Qatar Airways über Doha zurück nach
Wien). Der Airbus der Sri Lankan ist schon ziemlich in den Jahren, ganz
im Gegenteil zum erfreulich jungen und sehr freundlichen Bordpersonal.
Später wird mir auffallen: die Kleidung der Qatar-Flugbegleiterinnen
vermittelt konservative Ausgeglichenheit, die der Lankan-Stewardessen
lassen mich eher an (Stoff-) Sparmaßnahmen denken.
Dieses
Mal haben wir fast alle einen Fensterplatz. So kann ich den Start und
die gleich danach auftauchenden, türkisen Inselringe sogar filmen >>>.
Abschied? Auf Wiedersehen!
Kommentare, Anregungen, eigene Erfahrungen, Vorschläge, Reiseanfragen etc. sind willkommen! tretenhahn@eastlink.at